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Aktuelle Projekte im Juni und Juli 2007



"Melodien: Vom Choral zum Raga" (26.05.07 Burg Fürsteneck)

Jan Reichow, Vortrag Burg Fürsteneck 26.05.2007   Der Text dieses dreistündigen Vortrags auf Burg Fürsteneck [s. hier ] wird ab 20. Juni auf dieser Webseite veröffentlicht (ergänzt durch notierte Musikbeispiele).



Radiosendung
14. Juni
Deutschlandradio Kultur Musikfeuilleton 22:00 - 22:30 Uhr
"Wieviel Töne braucht der Mensch?"
Vom Wesen und Ziel der Melodie
Eine Sendung von Jan Reichow
Redaktion: Hanni Bode
(Skript der Sendung ab 15. Juni auf dieser Webseite)


Neuer Text
"Corelli, Bach und monomanische Ideen"
Beitrag zum Programmheft der Romanischen Nacht 2007
22. Juni Freitag 19:30 Uhr bis 2:00 Uhr St. Maria im Kapitol zu Köln.
u.a. Midori Seiler spielt die Partita d-moll (mit der Ciaccona) für Violine Solo von Johann Sebastian Bach und - zusammen mit Christian Rieger, Cembalo - die Sonata "La Follia" opus 5 No. 12 von Arcangelo Corelli.
Gesamtprogramm siehe www.romanischer-sommer.de


Radiosendung
12. Juli Donnerstag 15:05 - 16:00 Uhr
SWR2
"Die größten Musiker, die unseren Planeten bewohnen..."
Olivier Messiaen deutet Vogelstimmen
Eine Sendung von Jan Reichow
Redaktion: Rainer Peters

Pressetext

Es gibt die Theorie, dass die Musik der Menschen und die der Vögel einen gemeinsamen physiologischen Ursprung haben.
Die Philosophie dagegen bestreitet vehement, dass man den Gesang der Vögel überhaupt als Musik bezeichnen dürfe, da ihm die eigentlich ästhetische Intention fehle. Vor allem verfüge er über keine syntaktischen Eigenschaften; es sei der Mensch, der sie in die Welt der Gefiederten projiziere. Messiaen war strikt anderer Ansicht: sie komponieren!
Zweifellos kommunizieren sie miteinander und zwar nicht nur, um Reviergrenzen zu klären; das Weibchen im Nest zumindest hört mit "Sachverstand" die Vielfalt der Strophen, die Energie, die Klangfarbe.
Messiaen liefert in seinem "Catalogue d'oiseaux" aber dann doch mehr als die Aneinanderreihung von akribisch notierten Stimmen der Vögel. Die Farben ihres Gefieders, das Temperament der Bewegungen, ihr Flugstil und der Charakter der Landschaft, in der die Tiere leben, schließlich der Blick des Komponisten und selbst wir, die von ihm erwarteten, sympathisierenden Hörer, all dies ist darin enthalten. Und - es ist ein so vielgestaltiges und so gestaltbares Material, dass man ebensogut sagen könnte: da ist Raum genug für rein musikalische Prinzipien geblieben. Was aber sind "rein" musikalische Prinzipien?
Eines ist sicher: wenn man diese Fragen naiv und ernst beim Worte nimmt, hört man Messians 13-Punkte-Catalogue mit anderen Ohren und ebenso - wenn man hinausgeht - den ganz großen Katalog, den man früher einmal als "Buch der Natur" bezeichnete.



Vorbereitung Wintersemester 2007/2008
Folkwang Hochschule Essen

Was ist Melodie?
Eine Vorlesungsreihe (Seminar) zu einem weltweiten Phänomen mit relativierenden ästhetischen Grenzen. (Dr. Jan Reichow)

Inhaltliche Orientierung

Die Vorstellung von dem, was eine Melodie ausmacht, ist kulturabhängig.
Aber die Grenzen zwischen den Kulturen sind keineswegs undurchlässig: Wenn man gewisse Voraussetzungen erlernt, verändert sich die Höreinstellung und selbst die Einschätzung dessen, was vorher fraglos als "schöne Melodie" galt.
Die harmonische Kadenz ist Hintergrund aller Melodien der westlichen Klassik, die Ebene des Bordun-Tons dagegen Bezugspunkt jeder Melodielinie des indischen Kulturbereichs. Von den Kernzellen arabischer und iranischer Melodiemodelle geht es durch allmähliche Verlagerung der Schwerpunkte zur Entwicklung eines weiten melodischen Raums.
Richard Wagner problematisierte die "Quadratur" des klassischen Melodieaufbaues, und der Begriff der "musikalischen Prosa" wurde von der Moderne ins Feld geführt, als sei Poesie ein Makel. Andererseits gibt es orientalische Melodien, deren Auf und Ab mit solchen Begriffen überhaupt nicht zu fassen ist, - selbst dort, wo sie klaren repräsentativen Zielen zugeordnet sind: Man vergleiche die durchaus "quadratische" deutsche Nationalhymne mit der - aus unserer Sicht - allzu eiligen und wortreichen indischen.
Auch die Beobachtung von Popmusik-Beispielen gehört in diesen Themenbereich: inwieweit die Überbewertung rhythmischer Muster oder die bewusste Beschränkung auf standardisierte Harmoniefolgen den Sinn für freie Melodik lähmt (oder beflügelt).
Eine Frage wie diese: Sind pentatonische Melodien von Natur aus weniger durchgeformt (weniger "erwachsen") als solche, die sich eines heptatonischen oder sogar chromatischen Kontinuums bewusst sind? Schließlich die Untersuchung von Liedern oder melodieähnlichen Gebilden, die aller Kriterien zu entbehren scheinen, - sogar jeglichen bürgerlichen Anstands. (Papua-Niugini).

Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:
  • Lars Ulrich Abraham und Carl Dahlhaus: Melodielehre
    Köln 1972
  • Diether de la Motte: Melodie / Ein Lese- und Arbeitsbuch
    Kassel 1993
  • Marius Schneider: Außereuropäische Folklore und Kunstmusik
    in: Das Musikwerk, Köln 1972
  • Artikel "Melodie", "Melisma" und "Modale Melodiekonzepte"
    in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Sachteil Bd. 6
    Kassel und Stuttgart 1997




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