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Aktuelle Projekte der zweiten Jahreshälfte 2006 (aktualisiert)

Neue Texte für TACET:
  • Brahms Klarinettentrio op. 114 und Trio A-dur (dem jungen Brahms zugeschrieben)
  • Mozart: Frühe Trios KV 10 bis KV 15 und Divertimento à 3 KV 254
Weiteres Projekt:
  • Schumann Kreisleriana, Kinderszenen, 8 Albumblätter u.a.
    Thema: Der Riss durch die Welt (Heine) und eine neue poetische Zeit (Schumann)

    Lesen:
    • Ulrich Tadday (Hrsg.): Schumann Handbuch / Verlage Metzler / Bärenreiter, Stuttgart und Kassel 2006
      U.T. bekennt sich zu dem Versuch, "in einem Buch der Universalität von Schumanns Schaffen gerecht zu werden"....
      "...das soeben erschienene, 600 Seiten starke Schumann-Handbuch bietet quasi erschöpfend Auskunft über den Komponisten - wobei das Schwergewicht auf der Musik liegt." (Wolfgang Schreiber in der SZ 29.07.06)
17. Juli 14:45-15:00 WDR 3 Hörzeichen
Wolfgang Amadeus Mozart:
Konzert für 2 Klaviere KV 365
Konzert für Flöte und Harfe KV 299
Konzert für Horn KV 447
Jos van Immerseel, Yoko Kaneko, Frank Theuns, Marjan de Haer, Ulrich Hübner / Anima Eterna
20. Juli 15:05-17:00 WDR 3 Musikpassagen
Von der Fügung der Fuge, der gefühlten Logik des Liedes und der Kraft der rhythmischen Kadenz
Was man sich bei bloßer Musik so alles denken kann...
Pressetext:
Haben Sie schon einmal gedacht, eine Orgelfuge sei ein Werk ohne Punkt und Komma, geradezu darauf angelegt, den Blick von der Empore in den Raum schweifen zu lassen, in die Kirchenkuppel, ratlos?
Ein indischer Musiker versinke in Trance, kommuniziere mit dem Unfassbaren und versäume darüber, rechtzeitig ein Ende zu finden?
Ein afrikanischer Trommler sei außer sich vor Ekstase und werde von irrationalen rhythmischen Energien getrieben, bis er erschöpft zusammenbricht?
Ein schöner Vers oder eine Liedmelodie gelinge desto besser, je mehr die Eingebung unmittelbar aus der Seele (neudeutsch: "aus dem Bauch") kommt?
In diesen Musikpassagen soll gezeigt werden, wie die Fugenteile bei Bach ineinandergefügt sind und so den Eindruck erwecken, das Stück sei nicht "gebaut", sondern verdanke seine Kontinuität - wie bei "Play Bach" - nur einer durchgehenden Folge gleichmäßiger Bewegungsimpulse.
Von hier zu den endlosen Rhythmen in Indien und Afrika: wie erkennt man die Eins, die Breaks und die unterteilenden Kadenzen? Indische "Tihai"- Formeln, die Hemiole in der alten Musik, "échauffement" und "bloquage" in Malinke-Rhythmen?
Und wie steht es um das gute alte Lied? Ausgehend von der strikten Da-capo-Arie (= Logik des A-B-A), die von innerer Entwicklung nichts zu wissen scheint, zur Reihung der (Blues-) Strophen und zur "stehenden" Logik der lyrischen Emotion.
Ein neuer Beitrag zu dem Thema: Musik kennt keine Grenzen, aber in Grenzen.

17. August 15:05-17:00 WDR 3 Musikpassagen (Nachholtermin 11. Mai)
Von Orgelpunkt und Ozean, Wahn und Weltmusik
mit Musik von Johann Sebastian Bach, Johannes Brahms, Richard Wagner, Charles Ives, Bismillah Khan und anderen

Pressetext:
Es geht um die stabileren Pfosten der Musik, die angeblich, "immer neu, aus den bebendsten Steinen, im unbrauchbaren Raum ihr vergöttlichtes Haus" baut (Rilke). Aber immerhin ein "Haus", wo manch einer vielleicht mit einem "ozeanischen Gefühl" (Freud) gerechnet hätte. Ein indischer Autor beschreibt den Urklang, den er im Grundton der Tanpura findet, als "eternal ever-creative ocean of silence"., als Ozean der Stille; aus den Wellen des Meeres steigt Wagners Nibelungendrama auf, während ein Hauch die Himmelsklarheit am Anfang des "Tristan" trübt und am Ende Isolde "in des Weltatems wehendem All" ertrinkt.
Über allem liegt der Schleier der Maya, der vielleicht sogar ein leises Rauschen von sich gibt, deutbar als Antwortverweigerung wie in "The unanswered question" bei Charles Ives oder als Folie der Natur am Anfang der ersten Sinfonie von Gustav Mahler.
Die Deutung der "Welt als Klang" oder als Ozean des weißen Rauschens scheint sich leider auch in der Verwässerung von Begriffen wiederzufinden, die vielleicht einmal als Stichworte hilfreich waren: Weltsprache Musik, Globales Dorf, Weltmusik.
Vor allem die Tilgung des Plurals macht uns zu schaffen, - aus "Musikkulturen" wird "Weltmusik", während man doch andernorts "Kultur" längst in "faits culturels" verwandelt hat.
Die heutigen Musikpassagen führen in die Flure eines musikalischen Gebäudes mit zahlreichen Wohnungen; vielleicht steht es am Ufer eines Meeres, aber es steht auf festen Pfeilern.
21. September 15:05-17:00 WDR 3 Musikpassagen
Von der Lebensfremdheit der Musik, dem Sinn des Lebens und anderem Unsinn
Wozu braucht man Töne, Verse, Rhythmen, symbolische Formen ?
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Frédéric Chopin, Shivkumar Sharma, Johannes Brahms, Gustav Mahler, Vilayat Khan und Béla Bartók;
Texte von Ernst Cassirer, Rudolf Krämer-Badoni, Susanne K. Langer und Thomas Nagel.
September 2006 Vorbereitung der Vorlesungsreihe
Wintersemester 2006/07 Folkwang Hochschule Essen
Weltmusik oder Musikwelten?
Interkulturelle Möglichkeiten und Missverständnisse
dargestellt anhand afrikanischer, arabischer, iranischer, indischer, indonesischer und japanischer Exkurse
Die Reihe findet voraussichtlich ab 10. Oktober 2006, wöchentlich dienstags, 16:00 bis 18:00 Uhr c.t., statt und ermöglicht eine Begegnung mit dem musikalischen Denken (nicht nur) der oben genannten Kulturen.
Von hier aus werden auch die verschiedenen Facetten der Begriffe Weltmusik, World Music oder Musiques du Monde beleuchtet. Zugleich soll vor dem ethnologischen Hintergrund ein tieferes Verständnis der Eigenarten westlicher Musik avisiert werden ("Cultural Turn", "New Musicology").

30. September Halle a.d. Saale, Franckesche Stiftungen
Jahreshauptversammlung der Deutsch-Indischen Gesellschaft
Laudatio auf den Musiker Herbert Lang (Indische Musik)
anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Gisela Bonn Preis.

15. Oktober Heidelberg, Kongresshaus Stadthalle
"Wunderhorn, Kindheit und Himmlische Stadt "
Ein Vortrag zur Realität der Musik Gustav Mahlers
von Jan Reichow
Im Zusammenhang mit Mahler-Konzert ensemble aisthesis (Walter Nussbaum), KlangForum Heidelberg

19. Oktober 15:05 - 17:00 Uhr WDR 3 Musikpassagen
Traumreise Seidenstraße
Der seidene Faden einer Ost-West-Bewegung der Kulturen,
nachgezeichnet von Maximilian Hendler und Jan Reichow.
Mit Musik zwischen Hongkong und Venedig.

Pressetext
Seide war nicht das einzige und nicht das kostbarste Gut, das auf der nach ihr benannten Straße transportiert wurde; und genau genommen bestand diese aus zahlreichen Karawanenwegen. Bereits am Anfang, in China, teilte sich die Hauptader der Handelsroute in einen nördlichen und einen südlichen Strang. Dazwischen lag die Takla-Makan, die größte zusammenhängende Salzwüste der Welt, mit 75 Grad Temperaturunterschied zwischen Sommer und Winter.
"Im Hochsommer reisten die Karawanen während der Nacht. Die Angst vor den berüchtigten Wüstendämonen war wohl geringer als die vor der sengenden Hitze. Wenn die beiden Wege in Kaschgar wieder zusammentrafen, lagen hinter den transportierten Gütern etwa 3500 Kilometer und eine fünfmonatige Reisezeit. Auf dieser Strecke, der sogenannten Todespiste, waren die meisten Opfer aufgrund von Wassermangel, Sandstürmen oder Wegelagerern zu beklagen. Insgesamt dauerte eine Karawanenreise von China zum Mittelmeer und zurück etwa sechs bis acht Jahre." (Susanne Roth).
Gewöhnlich eskortierten die chinesischen Händler ihre Ware nicht den gesamten Weg nach Westen, sondern nur kurze Distanzen, beispielsweise bis jenseits der Großen Mauer nach Jinchang. Dort wurde sie an zentralasiatische Mittelsmänner verkauft oder getauscht, die die Handelsware zu den Städten der persischen, syrischen und griechischen Kaufleute weitertrugen. Jede Transaktion erhöhte natürlich die Kosten der Güter, zu denen Seide, Glas, Keramik, Porzellan und Jade gehörten, Bronze, Lacke, Papier und Eisen, Gewürze, Parfüme, Tee und Samen von Orangen, Pfirsichen und anderen Bäumen.
Aber es wurden nicht nur materielle Waren transportiert und getauscht, sondern - quasi nebenbei - weit Wichtigeres: Gedankengut. Die Kenntnis der Religionen und Kulturen verbreitete sich von Ost nach West, von West nach Ost, und manch ein Reisender trug Musikinstrumente im Reisegepäck. Zudem war in jeder Karawanserei für Musik und Unterhaltung gesorgt, Lieder und Geschichten kursierten unter den Reisenden.
Einiges davon ist in diesen Musikpassagen zu hören, deren Konzept von dem Grazer Byzantinisten und Slawisten Prof. Dr. Maximilian Hendler stammt.
24. Oktober 14:45 - 15:00 WDR 3 Hörzeichen
"AL TARAB: Muscat 'Ud Festival"

26. Oktober Vortrag in Solingen
Die Kindertotenlieder von Gustav Mahler

10./11. November Kölner Philharmonie
Einführung WDR Sinfoniekonzert Mahler IV, Sibelius IV

16. November 15:05 - 17:00 WDR 3 Musikpassagen
Des Knaben Wunderhorn - zu Straßburg auf der Schanz
- Von kindlichem Wesen, von 'schlichten Weisen', Liedern im Volkston, Bauernspäßen und ironischem Understatement


14. Dezember 2006 15:05 Uhr - 17:00 Uhr WDR 3 Musikpassagen
mit Jan Reichow und Jenny Fuhr

Londoner Begegnungen:
Die Musiker Narendra Kotiyan, Paddy Bush und Cahit Baylav im Porträt.
Mit Klängen aus Irland, Schottland, Madagaskar, Indien, der Türkei und vom Balkan

[ Pressetext bei WDR3 ]
Redaktion: Bernd Hoffmann

21. Dezember 22:03 Uhr bis 23:00 Uhr SWR2 Mozart 2006
Musik Spezial: Musikfeuilleton

Es-dur: Mozart bricht auf!
Vom bloßen Dreiklang zur Seelenlandschaft
Von Jan Reichow

Redaktion: Rainer Peters
Die Sendung versucht zum Ende des Mozart-Jahres, dem unfassbaren Phänomen seiner musikalischen Schönheit analytisch auf die Spur zu kommen: Annäherung an den "Harlequin" (Martin Geck), der sich unter zahlreichen Gewändern als Person letztlich entzieht, erst recht in der Dauerlesung seiner Briefe.
An dem verführerischen Schleier der Maya, der alle Geheimnisse ebenso zu offenbaren wie zu verbergen scheint, hat er mitgewebt wie kein anderer.
Mozarts Aufbruch aus dem naturhaften Es-Dur hat ein Ziel, das sich nirgendwo als Höhepunkt oder Durchbruch aufführt, sondern sich als ein hochdifferenziertes Lebensgefühl entfaltet, das von freundlichen Konventionen eingehegt scheint (Wagner hörte bei aller Bewunderung noch das höfische Küchengeschirr klappern) und sich deshalb gerade heute erst im aufmerksamsten Hörvorgang erschließt.



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